Eine Liebesgeschichte zwischen einem Mann, einer Frau… und einem Roboter im kontrafaktischen England der 80er Jahre
Machines Like Me findet in einem alternativen London der 1980er Jahre statt. Charlie, der durch das Leben driftet und einer Vollzeitbeschäftigung ausweicht, ist in Miranda verliebt, eine kluge PhD- Studentin, die im Stockwerk über ihm wohnt. Als Charlie durch eine Erbschaft zu Geld kommt, kauft er sich “Adam“, einen der ersten lebensechten Androiden, der auf dem Markt kam. Mit Hilfe Mirandas programmiert er Adams Persönlichkeit. Es dauert nicht lange, bis sich ein Liebesdreieck bildet.
Der Roman geht der Frage nach, was es bedeutet, mit einem solchen persönlichen Roboter zu leben.
Zum Autor
Ian McEwan ist ein britischer Schriftsteller, dessen Werke ihm weltweit viel Anerkennung gebracht haben. Er ist Preisträger des Man Booker Prize für Amsterdam (1998), des Circle Fiction Award der National Book Critics und des Los Angeles Times Preises für Fiction für Atonement (2003). Machines Like Me ist der siebzehnte Roman des preisgekrönten britischen Autors. „Was mich in den letzten zwei oder drei Jahren beschäftigt hat, ist, wie es wäre, mit einem vollständig verkörperten künstlichen Bewusstsein zu leben. Ich habe einen Roman geschrieben, der die Lieferung einer solchen Maschine als Ausgangspunkt hat.“
Maschinen wie ich. Deutsche Übersetzung Bernhard Robben, Diogenes, Zürich 2019.
„Alan Turing“ Wikipedia
Handlungsort
Der Roman spielt in 1982 in einem alternativen London. Ein verheerender Angriff Argentiniens hatte den Krieg abrupt beendet. Die Falklandinseln wurden zu Las Malvinas. Die Demütigung der Niederlage zwingt Margaret Thatcher zur Amtsaufgabe, bringt einen ganz anderen Politiker an die Macht und löst den unerwarteten Ausstieg des Landes aus Europa aus. (Marcel Theroux) Das Vereinigte Königreich ist weitgehend computerisiert. Internet und künstliche Intelligenz gibt es schon seit Jahrzehnten. Dies war u.a. das Verdienst des Wissenschaftlers Alan Turing. Er wurde aufgrund seiner Pionierarbeit auf dem Gebiet der künstlichen Intelligenz als Held gefeiert.
Hauptcharaktere
Charlie ist 32 und lebt allein in seiner nicht sehr attraktiven Wohnung in Clapham im Süden von London. Von seinem Heimcomputer aus spekuliert er an der Börse, jedoch ohne großen Erfolg. Er ist ausgebildeter Anthropologe mit einem Faible für Computer. Durch Experimentieren im Bereich „Elektronik und Anthropologie“ versucht er, seinem Leben einen Sinn zu geben. Zu seinem Computerkauf sagt er: „Ich habe eine leichtsinnige Entscheidung getroffen, aber ich war ermutigt durch Berichte, dass Sir Alan Turing, Kriegsheld und Genie des digitalen Zeitalters, dasselbe Modell genommen hatte.“
Miranda ist Doktorandin in Sozialgeschichte. Sie ist zweiundzwanzig, zehn Jahre jünger als Charlie. Ihre Vergangenheit hält sie geheim. Charlie beginnt eine Romanze mit ihr.
Adam ist eine neue Art von Roboter, der, einmal mit einer Persönlichkeit programmiert, für einen Menschen durchgehen kann. Charlie und Miranda tun sich zusammen, um Adam mit einer Persönlichkeit zu auszustatten.
Zur Handlung
Als Charlie zu Geld kommt, kauft er sich lebensechten Roboter. „Ich gehörte zu den Optimisten, gesegnet mit Geldern nach dem Tod meiner Mutter und dem Verkauf des Einfamilienhauses.“ „Adam“ war versehen „mit plausibler Intelligenz und Aussehen, glaubwürdiger Bewegung und Ausdrucksvarianten“ und wurde in der Woche vor dem Start der Falklands Task Force zum Verkauf angeboten. Es gab fünfundzwanzig Exemplare der ersten Serie. Zwölf hießen Adam und dreizehn Eva. Charlie hätte gern eine Eva gehabt, aber die waren alle schon vergriffen. So musste er sich mit einem Adam begnügen. Adam kostete £ 86.000. Charlie brachte ihn in einem gemieteten Lieferwagen zu sich nach Hause. Mit der Unterstützung von Miranda, der Studentin von oben, packt er seinen Roboter aus und zusammen programmierten sie Adams Persönlichkeit. Früher oder später verliebt sich Adam in die Freundin des Erzählers.
McEwan über Machines Like Me
„Die Idee, der ich nachgehen wolllte, war die Konzeption eines Wesens, das uns moralisch überlegen war. Mein Ehrgeiz war es, eine Reihe von Umständen zu schaffen, die „Adam“ dazu brachten, Entscheidungen zu treffen, die wir als streng und antihuman betrachten würden, die aber in vielerlei Hinsicht logisch und ethisch rein waren.“ (Edge)
Fazit
Roboter werden zunehmend in unserem physischen Raum präsent sein. Sie haben jetzt schon einen hohen Anteil an unserem Leben. Industrie-Roboter helfen bei Transport- und Logistikaufgaben. Mit Hilfe von Robotern lässt sich Forschung betreiben, Betrug erkennen, etc. Intelligente Maschinensysteme verändern unser Leben zum Besseren. Aber wo sind die Grenzen, wo die roten Linien, die nicht überschritten werden sollten. McEwan glaubt unerschütterlich daran, dass Romane ein guter Ort sind, um ethischen Dilemmata nachzugehen. Er wollte jedoch keinen Science Fiction Roman schreiben. Daher verlegte er seine Geschichte in eine veränderte Vergangenheit. Er wollte ein künstliches „Wesen schaffen, das uns moralisch überlegen ist“. Adam ist bei ihm nur ein persönlicher Computer, ausschließlich für den privaten Gebrauch bestimmt. Was aber, wenn der Einsatz eines solchen künstlichen, angeblich moralisch überlegenen Wesens auf den öffentlichen Bereich ausgedehnt wird? Werden wir ihm blind vertrauen, werden wir uns, ggf. auch gegen mögliche Vorbehalte, ihm unterordnen?
Literatur
Julian Lucas.“Man, Woman, and Robot in Ian McEwan’s New Novel.“ New Yorker (April 15, 2019)
McEwan on Machines Like Me. Video and transcript (Edge)