Im Zuge des Globalisierungsprozesses wird das Thema Migration immer wichtiger. In fast allen Teilen der Welt nehmen Wanderungsbewegungen zu, sei es, weil Menschen jenseits der Grenzen ihres Herkunftslandes einen Arbeitsplatz und eine Existenzgrundlage für sich und ihre Familie zu finden hoffen, sei es, weil sie aufgrund politischer Verfolgung, religiöser, rassistischer oder geschlechtsspezifischer Diskriminierung, ökologischer Katastrophen oder Bürgerkriegen fliehen. Laut eines UN Migrationsbericht von 2017 leben heute mehr Menschen als je zuvor in einem anderen Land als dem, in dem sie geboren wurden. Im Jahr 2017 – so der Bericht – betrug die Zahl der Migrant*innen 258 Millionen, verglichen mit 173 Millionen im Jahr 2000. Diese Zuwanderungströme haben einen starken Einfluss auf das soziale, wirtschaftliche und politische Klima der Aufnahmeländer. Die Fragen: Wie kann eine erfolgreiche Integration gelingen? Welchen Vorteil haben davon die Migrant*innen, die Aufnahmeländer und auch die Herkunftsländer? Ein Beitrag zur Klärung der Fronten.
Menschen auf dem Weg: Globalisierung und Migrationsströme
„Migration ist Ausdruck der Globalisierung und auch eines menschlichen Impulses.“ (United Nations Development Programme) Migration kann viele Ursachen haben: Armut, Ungleichheit, Klimawandel oder Bürgerkriege. In den Aufnahmeländern können Migranten eine Quelle von Wohlstand, Innovation und nachhaltiger Entwicklung sein, wenn eine Integration gelingt.
Aspekte eines komplexen Gesamtthemas
Es lassen sich drei Themenbereiche ausmachen, die ineinandergreifen.
Migration
Migration
Global Compact for Migration
Migration erklärt (YouTube)
Sprachliche Integration
Die Beherrschung der Sprache des Aufnahmelandes ist das A und O für eine gelungene Integration. In 2005 wurden in Deutschland Integrationskurse eingeführt. Sie bestehen aus einem Deutschkurs (600 Unterrichtseinheiten à 45 Minuten) und einem sog. „Orientierungskurs“, in dem es zur Rechts- und Gesellschaftsordnung ging. Am Ende sollen die Teilnehmer*innen die Niveaustufe „B1“ des gemeinsamen europäischen Referenzrahmens haben. Im Einzelnem:
Kann die Hauptpunkte verstehen, wenn klare Standardsprache verwendet wird und wenn es um vertraute Dinge aus Arbeit, Schule, Freizeit usw. geht.
Kann die meisten Situationen bewältigen, denen man auf Reisen im Sprachgebiet begegnet.
Kann sich einfach und zusammenhängend über vertraute Themen und persönliche Interessengebiete äußern.
Kann über Erfahrungen und Ereignisse berichten, Träume, Hoffnungen und Ziele beschreiben und zu Plänen und Ansichten kurze Begründungen oder Erklärungen geben.“
Oft jedoch gelingt der Spracherwerb nicht schnell und umfassend genug. In 2018 soll fast die Hälfte der Zuwanderer in Integrationskursen am Deutschtest gescheitert sein. Es wird vermutet, dass dies u.a. mit einem geringeren Bildungsniveau in den Herkunftsländern zusammenhängt.
Integration in den lokalen Arbeitsmarkt
Man muss zwei Varianten unterscheiden: der abhängigen Beschäftigung und der Selbständigkeit. Bei der abhängigen Beschäftigung hängt die Arbeitsmarktintegration wesentlich vom Umfeld ab. In Gegenden, in denen die Arbeitlosigkeit groß ist, ist es schwieriger, weil gering qualifizierte Inländer eine Verdrängung auf dem Arbeitsmarkt durch Migranten befürchten. In Gegenden, in denen die Arbeitslosigkeit gering ist, scheint es leichter. Viele Migranten wagen jedoch den Schritt in die Selbstständigkeit. Beliebt sind Existenzgründungen im Bereich der Gastronomie. Hier liegt der Schwerpunkt auf persönlichen Dienstleistungen.
Soziale Integration
Messen im wissenschaftlichen Sinn lässt sich der Grad der sozialen Integration von Migrant*innen nicht. Man kann allenfalls Fakten und Phänomene identifizieren, die einen Eindruck von der sozialen Rolle vermitteln, die Migranten in einer Gesellschaft spielen. Früher ist man davon ausgegangen, dass soziale Integration nur auf der Basis von Assimilation gelingen könnte, der Assimilation an eine bereits bestehende, einheitliche soziale Ordnung mit einer homogenen Kultur und einer Reihe von Werten, der sogenannte „Ein-Weg“-Ansatz. Heute geht man von dem sog. „Zwei-Weg-Ansatz“ aus, der auf sozialer Akzeptanz und Inklusion beruht.
Zusammenfassung
Man kann Migration als eine Art sozialer Bewegung für Freiheit, Gleichheit und Gerechtigkeit sehen. Denn es ist vor allem die ungleiche Verteilung von Lebens- und Entwicklungschancen, die Menschen zur Flucht und Migration antreibt. In den Aufnahmeländern können Migranten einen wichtigen gesellschaftlichen Beitrag leisten. Dazu zählen, um nur einige zu nennen, die Reduktion des Fachkräftemangels sowie die Bereicherung der kulturellen Vielfalt. Dies setzt eine zugewandte Atmosphäre voraus, Flexibilität und eine solidarische Einstellung.